Was du gegen (überflüssige) Grübeleien tun kannst
Carolin • 6. März 2021
Ein paar konkrete Tipps und ein bisschen psychologisches Wissen

Wenn wir mit uns denken, ist es häufig so, dass wir eher negativ mit uns sprechen. „Ich schaff das eh nicht“, „puh das kann ich nicht“
oder sonstige eher negative Gedanken, die implizieren, dass man ggf. etwas nicht schafft oder nicht kann und uns hindern zu wachsen. Ich rede hier nicht von einer realistischen Einschätzung der eigenen Kompetenz und auch nicht von einer sogenannten „toxic positivity“ in der man von sich fast narzisstisch von sich denkt man „hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen“. Diese Gedanken haben die meisten Menschen eher nicht, sondern machen sich tendenziell eher kleiner als sie sind oder grübeln über Dinge nach, die ggf. passieren können, bis sie dann wirklich eintreffen. Sie haben lt. Psychologie einen sog. „inneren Kritiker“ in sich. Das ist zwar ganz normal, jedoch sorgt diese Stimme in uns häufig dafür, dass wir aus unserer inneren negativen Stimme unsere Realität bzw. unsere Zukunft erschaffen. Aus Ängsten, die unseren Erfahrungen entspringen (Vergangenheit) oder den Ängsten anderer Menschen, die dich ggf. beeinflussen, erschaffen wir unsere Zukunft.
Ein bisschen Biochemie und Psychologie:
Wer das Buch von R. BYRNE gelesen und sich über positive Psychologie, Neuroplastizität des Hirns und Vernetzung von Nervenbahnen informiert hat, weiß, dass jeder Fokus auf einen Gedanken ein Gefühl auslöst. Das habe ich auch erst im Rahmen meiner Coaching-Ausbildung und zahlreichen Büchern gelernt und wusste ich vorher nicht. Grundsätzlich ist es so, dass bei Gefühlen, die wir fühlen, biochemisch Hormone ausgeschüttet werden, die eine Nervenbahn bilden. Denkt man einen Gedanken immer und immer wieder werden ähnlich wie Trampelpfade Nervenbahnen gebildet und dies wird zu unserem Selbstbild. Wir verhalten uns dann irgendwann gemäß unserer Gedanken und Gefühle. Gedanken, die zu Gefühlen werden, die zu Nervenbahnen werden und letztlich unser Verhalten unterbewusst steuern (95 % unseres Verhaltens passiert unterbewusst), wird dann am Ende unsere Wahrheit und unsere Lebensrealität. Bei Menschen mit einem zumeist negativen Selbstbild ist der innere Monolog, also die Gedanken, die wir den ganzen Tag über denken und wie wir mit uns reden, eher negativ geprägt. Beim inneren Monolog wird in der Psychologie auch häufig von dem sog. inneren Kritiker geredet. Ist der innere Kritiker sehr stark, also die sog. Grübeleien übermäßig im Fokus, richten wir auch unsere Aufmerksamkeit auf negative Dinge.
Aber jetzt eine positive Nachricht für dich:
Da unser Hirn jedoch neuroplastisch ist, gibt es in der positiven Psychologie Methoden, diesen inneren Kritiker konstruktiv einzusetzen oder ggf. zu stoppen.
- Ein großer Punkt, den ich auch selbst Tag für Tag ausführe ist die sog. Dankbarkeitspraxis. Ich kann grundsätzlich alle Methoden, die ich im Folgenden vorstelle, auch euch empfehlen. Da ich Chemielehrerin bin, kann ich dies eben auch mit meinem eigenen chemischen Wissen erklären. Dieses Wissen vermittle ich sogar Schüler:innen, die ein negatives Selbstbild aufweisen. Versucht man sich jeden Tag daran zu erinnern, aufzuschreiben oder zu visualisieren wofür man dankbar ist (auch für Kleinigkeiten), richtet sich das Gehirn automatisch auf positive Dinge. Es werden keine Stresshormone, sondern positiv verstärkende Hormone, wie Serotonin oder Dopamin ausgeschüttet. Die Nervenbahn wird kleiner und eine neue Verknüp¬fung entsteht. Durch regelmäßiges Praktizieren dieser Methode, kann wie das Bilden eines neuen Trampelpfades ein positives Grundbild aufgebaut werden.
- Eine weitere Methode ist die Meditation, in der man negative Gefühle erkennen, wegatmen und sich danach selbst annehmen kann. Bitte verfallt nicht in eine toxische Positivität. Gefühle jeglicher Natur sind gut und sollten auch durchlebt werden. Laut psychologischer und neurologischer Forschung ist die maximale Ausschüttung eines Hormons, was ein Gefühl auslöst 120 Sekunden. Du kannst dieses Wissen also nutzen und dir sagen: „Ich durchlebe es jetzt, aber alles geht vorbei.“ Man kann ggf. dem Gefühl danken, dass es das eigene Ich beschützt. Heil- oder Innere-Kind-Meditationen gibt es als Apps (z.B. 7mind) oder zu Hauf als Podcasts im Internet. Durch das Atmen und durch die Praxis des „Im-Moment-Seiens“, was insbesondere im Buddhismus praktiziert wird, fokussiert sich der Körper auf den jetztigen Moment. In der Psychologie wird dieser Prozess Psycho-Neuro-Immunologie genannt. Hierdurch wird eigentlich der Stressor (Grübeln) gesenkt und ebenfalls das Stresslevel.
- Weitere Methoden zur Senkung des Stressors Grübeln können z.B. Sport/Bewegung, Power Nap, EFT
(Emotion-Freedom-Technique), Power-Posing, Kommunikation
mit an-deren Menschen, Kreativität/Selbstausdruck
oder ein Perspektivenwechsel
mittels der Frage von Byron Katie (Was ist das Schlimmste, was dir passieren könnte?) sein. Einige Methoden habe ich schon in dem Artikel „mit Krisen umgehen lernen“ (klick hier) beschrieben.
Viele Strategien helfen selbstverständlich nur kurzfristig. Um eine Lang¬fristigkeit zu erreichen, solltest du entweder selbst oder mit Hilfe an die Wurzel des Problems
gehen.
Quellen:
(1) Vgl. R. BYRNE, The Secret, Arkana 2007.
(2) Vgl. D. SPENST, Das 6-Minuten-Tagebuch, Ein Buch, das dein Leben verändert, Rowohlt, 10. Aufl. 2019.
(3) S. STAHL, Das innere Kind in dir muss Heimat finden, Das Kind in dir muss Heimat finden: Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme, Kailash 2015.
(4) https://online-psychology.net/der-innere-kritiker-wie-sie-ihn-loswerden/ letzter Zugriff: 30.03.20)
(5) Vgl. J. DRACHENBERG, Magie gesunder Stressbewältigung, Barmer 2019, S. 11/12.