Wobei dir das Wissen über verschiedene Lerntypen behilflich sein kann
Carolin • 6. März 2021
Für dich selbst und deinen Unterricht

Jeden Tag haben wir im Unterricht mit Menschen zu tun. Wir haben im Studium gelernt, dass es verschiedene Lerntypen gibt. Häufig machen wir uns aber gar nicht so ganz klar, was das wirklich bedeutet. Daher gibt’s heute eine kleine Einführung zu Lerntypen und die Bedeutung im Unterricht und natürlich auch für dich persönlich.
Neben dem auditiven
gibt es noch gibt folgende Lerntypen: visueller, haptischer, kognitiver, moto¬ri-scher, kommunikativer, personenorientierter
bzw. medienorientierter
Lerntyp, wobei der haptische und der motorische Lerntyp in der Literatur zumeist zusammengefasst werden und lediglich als sensomotorischer
Lerntyp gelten. Grund ist: Handlungsabläufe zu erfahren, kann man nur durch die Haptik lernen. Nach VESTER wird der Lerntypentest zumeist auch nur auf vier Lern- bzw. Sinnesbereiche aufgeteilt (auditiv, visuell, lesen, Haptik). Hierbei wird dann analysiert, zu welchem Lernbereich die Person „eher“ zählt.
Was bedeutet dieses Wissen das genau in der Praxis?
Das bedeutet also in der Praxis, dass die Regel der Menschen Lernbereichmischtypen sind und gar nicht nur einem Lernbereich zugeordnet werden können. Der Lerntypentest bzw. dessen Theorie bezieht sich auf die angespro¬chenen Sinne des/der Lernenden. Durch das Wissen über diese verschiedenen Lerntypen (sei es nach VESTER, der ILFW) kann die Effektivität des Lernprozesses gesteigert wer¬den. Der Lernende kann somit schneller angesprochen werden, Informationen schneller und nachhaltiger aufnehmen und dadurch die Lernzeit verkürzt werden. Außerdem kann die Motivation beim/bei der Lernen¬den gesteigert werden. Wenn man bedenkt, dass es mehrkanaliges Lernen gibt und durch den gleichzeitigen Einsatz von akustischen, visuellen wie auch haptischen Reizen die Vergessensrate von 80 auf 30 % sinkt, kann man sich vorstellen, dass auch beim Menschen, der/die vor dir sitzt, ein ganzheitliches Lernen von größter Bedeutung ist.
Bei visuell-orientierten Lerntypen können z.B. Bilder genutzt werden oder diese im Kopf geschaffen werden, damit bei jedem Lerntyp ein Gefühl entsteht und dadurch die Erinnerung ins Langzeit-gedächtnis aufgenommen werden kann.
Noch konkreter für dich:
Ich kann hier ein Beispiel aus meiner Praxis als Chemielehrerin geben. Hier werden verschie¬dene Kompetenzen gefördert, womit gleichzeitig auch das Ansprechen verschiedener Zugangskanäle ge-meint ist. Beim Experimentieren können Schüler:innen die Anleitung lesen (die sie aber laut Theorie zu 80 % sofort wieder vergessen), wissen aber noch lange nicht wie das Experiment funktioniert. Erst durch das Durch¬führen (Haptik, Visuell, Kommunikation mit Partner:innen, also auch Auditiv und sensomotorisch, Anleitung lesen etc.) und Ent¬decken, wird Wissen vernetzt, Bilder im Hirn, im Langzeitgedächtnis abge¬speichert und so kann das Wissen auch noch Monate später bei vielen aufgerufen werden. In der Chemie¬didaktik spricht man von entdeckendem Lernen und vernetztem Denken. Letztlich lernen wir am besten durch Emotionen, die beim Menschen erzeugt werden. Durch die Ausschüttung von Hormonen (z.B. Sero¬tonin, Oxytocin, Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol etc.) wird ein Gefühl beim Menschen erzeugt. Der auslö¬sende Lernfaktor (Haptiv, visueller Reiz, auditiver Reiz, persönliche Geste/Kommunikation etc.) ist dabei individuell vom Lern¬typen abhängig. Das Speichern der Emotion erfolgt im Langzeitgedächtnis. Durch das Wissen um diese Tatsache kann man eben selbst als Lehrperson ggf. die Kommunikation anpassen, Bilder im Kopf der Menschen erzeugen, sie selbst z.B. etwas legen oder aufschreiben lassen (Haptik/Sensomotorik) und dadurch nicht nur viele Lern¬typen auf einmal ansprechen, sondern gleichzeitig eine positive Lernatmosphäre schaffen.
Quellen:
(1) Vgl. https://www.iflw.de/blog/lernen/welche-lerntypen-gibt-es/ (letzter Zugriff: 11.04.20)
(2) Vgl. F. VESTER, Denken, Lernen, Vergessen, 31. Auflage, dtv, München 2007.
(3) Vgl. G. HARSCH et al., Experimente zum entdeckenden Lernen und zum vernetzten Denken in der Organischen Chemie: Optimierte Praktikumsversuche für Lehramtsstudierende, Schüling, Münster 2012.