Spannung und Entspannung in den Ferien oder auch mein Ferienrückblick 

Carolin • 3. November 2021

Manchmal ist es schön neben dem Material erstellen Erfahrungsberichte von anderen LehrerInnen und Lehrerin zu lesen, wie diese ihre Ferien so gestalten, obschon das nicht unbedingt der „deepste Shit“ ist, aber wer gerne ein bisschen leichte Kost und ein paar private Fotos möchte: nur zu!

Vom unentspannten Ferieneinstieg, Doppelmoral und Wunsch nach Stille

Ich hab vor diesen Ferien nicht sonderlich gut auf mich geachtet. Ich bin – seitdem ich bereits im Studium sehr hart lernen musste, was es heißt über seinen Grenzen hinweg zu arbeiten – im Normalfall sehr achtsam mit mir. Immer mal wieder jedenfalls. Ich bin da auch noch auf dem Weg mehr und mehr meine Körpersignale besser wahrzunehmen und zu schauen, ob ich nun eine Pause benötige, oder doch noch den Flowmoment zum Arbeiten nutzen kann. Seitdem ich weiß was das alles im Körper passieren kann, wenn ich nicht genug auf mich achte, ich bei Krankheiten zu Hause bleibe (1), da ich ansonsten nur Krankheiten weiterschiebe oder die Symptome aber nicht die Ursache bekämpfe, komm ich im Normalfall sehr gut in die Ferien. Ich hatte dennoch dieses Gefühl nun aktiv eine Pause zu brauchen. Und die Woche vor den Ferien war für mich nochmals wirklich hart: 4-5 Stunden Schlaf pro Nacht, mehrere Termine, die Laptops der Chemie hatten dann auch mal wieder irgendwas und mussten nochmals schnell neu aufgesetzt werden, GEW-Sitzung und den Urlaub vorbereiten. Ja herzlichen Glückwunsch! Genau das, was ich immer predige, habe ich dieses Mal selbst nicht eingehalten. Hallo Doppelmoral! Nachmittags konnte ich in meiner Wohnung auch nicht wirklich abschalten, da momentanin der Wohnung unter mir Bauarbeiten stattfinden. Ich habe dann im Laufe der Woche immer mal wieder ein Ziehen im Kopf bemerkt. Meine Migränestelle. Sie meldet sich bei meiner ganzen Yoga- und Autogenes-Training-Praxis nur, wenn grad sehr viel los ist. Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich dann auch noch krank werde und mir genau das auf die Füße fällt, was ich vorher nicht genug gemacht habe: auf mich zu achten und mir aktiv Ruhepausen zu gönnen. Ich hatte zum ersten Mal diesen Lehrer-Klischee-Hoffnungsschimmer: „Wenn die Ferien da sind, dann wird alles gut!“ Das hatte ich bisher noch nie, denn ich liebe meinen Job sehr.

Exkurs

Ich habe vor ein paar Jahren mal gelesen, dass LehrerInnen in den Ferien geneigt sind – wenn sie denn mal Zeit haben oder nicht doch krank im Bett liegen – Wandern zu gehen oder irgendwo hinzureisen, wo der- oder diejenige ein Gefühl von Stille erfahren kann. Die ganzen Reize von außen, die man während des Schulalltags hat, das Gefühl nach Hause zu kommen und erst einmal nichts und niemanden hören zu wollen: dieses Gefühl kenne ich nicht nur aus meiner persönlichen Erfahrung, sondern auch aus Berichten von KollegInnen. Ob es stimmt, dass aufgrund dieser Reize von außen LehrerInnen mehr Ruhe benötigen, als andere Berufsgruppen weiß ich nicht und soll auch nicht Thema dieses Artikels sein. Ich glaube auch nicht, dass man nur happy und entspannt sein kann, wenn man die perfekte Yoga- und Meditationspraxis lebt und sowieso mit sich nur achtsam ist. Denn für jede(n) bedeutet ein gesunder Umgang mit Stress etwas anderes. Für mich weiß ich jedenfalls: ich benötige häufig auch stillere Orte, die sich auf mich beruhigend auswirken. Im stressigen Berufsalltag ist das meine relativ minimalistische Wohnung. In den Ferien gehe ich gerne Wandern. Ich bin z.B. letztes Jahr mit Yalda zusammen ein Stück Jakobsweg gelaufen. Dieses Jahr machte ich in den Sommerferien einen Interrail. Das ist für mich eine Kombination aus Spannung und Entspannung. Ich bin nicht diejenige, die sich morgens an den Strand legt und dann während des Urlaubs 15173615 Bücher durchackert und sich während des Tages je nach Sonnenrichtung wendet. Ich mag es Orte zu erkunden und mir etwas anzusehen, aber gemüt­lich und mit ausschlafen und lange frühstücken und vielleicht mal einer Strandeinheit zwischendurch.

Von Jacuzzi und Wellness

Vollkommen Pausen-Ausgehungert fuhr ich direkt am Freitag nach Frankfurt, um am nächsten Tag mit einer Freundin von dort aus in den Urlaub zu fliegen. Sie wohnt im Frankfurter Umland und ich konnte – da der Flieger nach Spanien am nächsten Tag erst spät abflog – ausschlafen während sie noch packte. Naja sagen wir mal. Ich half ihr dann irgendwann beim Packen, da sie sich was ihre Klamottenauswahl anbetraf nicht entscheiden konnte. Seit dem Jakobsweg dauert das bei mir nur ungefähr 15 Minuten mich zu entscheiden, was ich mitnehme. Das entspannt ungemein. Wir kennen uns schon ewig (noch aus dem Einfachbachelor Chemiestudium) und so wusste ich schon vorher, dass wir ähnliche Vorstellungen hatten was unseren Urlaub anbetrifft. Entspannung, uns die Umgebung anschauen, lange frühstücken und unsere 10000 Schritte am Tag erreichen (da ja 10000 Schritte auf Dauer chronische Krankheiten minimieren sollen (2)). Schon die Hotelsuche vor ein paar Monaten verlief sehr entspannt, da wir uns dieses Mal schnell einig waren, dass wir dieses Mal (obschon beide nicht ganz so Wellness-fanatisch, sondern eher individualtouristisch) ein vernünftiges Hotel mit ein paar Wellnessspielereien buchen wollten. Man verdient ja mittlerweile Geld und so. Also warum sich beschränken? So die Argumentation. Ich fühle mich dennoch noch immer nicht ganz wohl, wenn ich vor Jahren noch mein Studenten-Mangel-Leben führte und nun ein Hotel mit Jacuzzi und Pool aufm Dach buche. Aber das ist auch einfach mein Ding.

Wir beendeten unseren ersten Tag in Spanien mit Tapas, schauten uns ein bisschen die Umgebung an und gingen früh ins Bett. Wir hatten uns für den nächsten Morgen nämlich vorgenommen den Sonnenaufgang vom hoteleigenenJacuzzi (mein Gott wie cheasy) zu betrachten, waren am Strand, wanderten zum Castello von Alicante und gingen abends in eine spanische Messe in der Kathedrale. Kein Scherz. Meditation und Entspannung pur für mich. Ich konnte selbst bei einer spanischen Messe vollkommen abschalten, da sich die katholische Liturgie in vielen Ländern ziemlich ähnelt und ich wusste, was ich machen musste (ich musste also nicht nachdenken). Kirchen strahlen für mich außerdem immer eine unfassbare Ruhe aus und – kein Scherz – fange ich nach spätestens 10 min an zu gähnen und zwar aus innerer Entspannung heraus und nicht vor Langeweile.

Wir mieteten uns am Montag ein Auto und fuhren ins Inland zu einem Wasserfall, der uns empfohlen wurde. Die Aussage des Tippgebers war: „Nur kurz einmal durchs Gebüsch hinter dem verlassenen Fabrikgebäude und er hätte ja noch nie was Schöneres gesehen!“ Puh. Also ich hab noch nie was Gruseligeres erlebt. Das Gebüsch entpuppte sich als 15-minütiger verlassener Wanderweg heraus, der vollkommen bewachsen war und man irgendwann kein Tiergeräusch mehr hörte, ich Knochen sah (ich denke von einem Tier, aber ich hab dann doch zu viele Horrorfilme gesehen) und dann nachdem ich den Wasserfall sah, meiner Freundin ganz panisch signalisierte, dass ich nun doch schnell wieder nach oben möchte, da ich das Gefühl habe, mich in einer Horrorfilmkulisse zu befinden. Zwei Frauen, die einen verlassenen Wanderweg hinter einem verlassenen Fabrikgelände hinuntersteigen. In dieser Szenerie hätte nur noch gefehlt, dass wir uns getrennt hätten. Dann hätte man das Ganze mit gruseliger Musik unterlegen müssen und die Person, die sich das Ganze vorm Fernseher angesehen hätte, hätte geschrien: WAS TUT IHR DA?! WIESO LAUFT IHR DA HERUNTER UND TRENNT EUCH AUCH NOCH?! Aber wenn dieses Gefühl in mir nicht gewesen wäre, wäre es wirklich eine schöne Szenerie gewesen. Aber von oben war’s ebenfalls schön (siehe Fotos).

Valencia ansehen und der Küstenwanderweg in einem Naturschutzgebiet, die in den kommenden Tagen auf dem Plan standen, waren dann wieder ein bisschen Balsam für meine empfindliche horrorfilmgeschädigte Seele. Aber ich schrieb ja bereits: Spannung und Entspannung. Wir schauten uns also ganz gemütlich Valencia an, tranken Kaffee, bummelten durch die Straßen ohne wirkliches Ziel und stiegen irgendwann auf einen Turm, von dem man ganz Valencia überblicken konnte. Nichts Aufregendes, sondern wir ließen uns von der warmen Sonne treiben und machten ganz entspannt unsere 10000 Schritte (bzw. sogar fast 21000).

Die Wanderung war da schon etwas abenteuerlicher. Wir wanderten zu einer Grotte, die entlang eines Küstenwegs erreichbar war. Dieses Mal hatte ich keine Angst, sondern meine Freundin, da das Ganze nicht ganz schwindelfrei war. Aber hey, jetzt kennen wir beide unsere Grenzen und es ist dabei dieses schöne Yoga-Foto entstanden. Es ist nämlich Tradition pro Urlaub ein Yoga-Foto zu machen und dieses unserer Yoga-Gruppe zu schicken. Ich hab nur leider gemerkt, dass ich eine der einzigen bin, die diese Tradition noch fortführen.

Zurück auf deutschem Boden

Ich traf dann in Deutschland wieder angekommen, einen alten Studienkollegen, der bei meiner Freundin nun um die Ecke wohnt und er brachte mich zum Zug. Auf dem Rückweg von Frankfurt nach Berlin fing ich dann bereits an zu arbeiten: beantwortete Mails, überarbeitete für meine Sekundarstufe II Unterrichtsmaterial und Erwartungshorizonte für deren Klausur und verschickte die Dateien an meine SchülerInnen. Dabei blieb es dann erst einmal. Ich verließ Sonntag nur um meine absoluten Grundbedürfnisse zu stillen das Bett, las ein Buch und trank Tee, startete und beendete den Montag mit Yoga, schrieb diesen und einen weiteren Artikel und begann meine To-Do-Liste Stück für Stück abzuarbeiten: Korrekturen, Recherchen für neue Geräte für die Chemie, Förderungsanträge schreiben und dabei immer wieder mit Freunden Kaffee trinken und Yoga machen.

Daher zum Abschied Namasté und für euch einen entspannten Anfang in den Schulalltag!


Quellen :

(1) http://faktormenschanschule.de/was-krankheiten-ueber-dich-sagen-koennen (letzter Zugriff: 29.10.21)

(2) https://www.sz-online.de/ratgeber/jeden-tag-10000-schritte-und-sie-werden-nicht-krank-2623500.html (letzter Zugriff: 29.10.21)