Wie ich heulend den Teilzeit-Antrag ausfüllte und begann mich radikal selbst zu stärken

Carolin • 15. August 2021

Oder ein neuer Weg zu mir selbst

Warum ich nun darüber berichte und ein bisschen zu meiner Geschichte
Letztens las ich bei Twitter einen verzweifelten Thread einer Lehrerin, die ihr Arbeitspensum einer vollen Stelle nicht „schaffte“. So bat sie andere Kolleg:innen um Hilfe und Erfahrungen. Dort habe ich wieder einmal gemerkt, dass es eben nicht selbstverständlich ist sich gut abgrenzen zu können. Ich habe ja auch selbst diese Erfahrung gemacht und auch ich war bereits an dem Punkt an dem ich – wie im Titel bereits erwähnt – heulend den Teilzeitantrag ausfüllte, mir alles zu viel war, ich lernen musste für mich einzustehen und mir aktiv Pausen zu gönnen.
Ich bin ein Mensch, die früh aufgrund ihrer eigenen Geschichte gelernt hat, zu leisten und zwar viel. Ich entstamme nicht dem Bildungsbürgertum und meine Eltern, die selbst nur acht Jahre Volksschule (so hieß das früher) hinter sich gebracht haben, haben mir bereits in der Grundschule klar und deutlich gemacht: „Wir waren nur acht Jahre in der Schule. Wir können dir nicht helfen und du musst da alleine durch.“ Dies bedeutete natürlich nicht, dass sie mich nicht unterstützen würden. Für mich war aber direkt klar: du musst da alleine durch, um deine Ziele zu erreichen. Ich weiß noch immer nicht ganz warum, aber mir war in der Grundschule bereits klar, dass ich später Abitur machen und studieren wollte. Ich weiß noch sehr genau, dass ich mich nur darauf einließ die Realschule zu besuchen, nachdem ich mich bei meinen Eltern mehrfach versicherte, dass ich danach auch das Abitur machen könne. Ich wusste zu dem Zeitpunkt natürlich gar nicht so genau was das wirklich bedeutete, hatte auch selbst niemanden in meiner Familie, der/die studierte, aber das Ziel war dennoch klar: studieren. Ich lernte also früh für meine Ziele etwas zu leisten zu müssen, mich anzustrengen und eben auf mich „alleine“ gestellt zu sein. Ich machte den besten Realschulabschluss und wunderte mich warum. Ich machte Abitur und fing an Chemie zu studieren. Ich wechselte meinen Studiengang zum Lehramt Chemie und kath. Theologie, arbeitete wie ein Tier und machte auch da einen sehr guten Abschluss. Ich kannte ja auch den Glaubenssatz und hatte diesen verinnerlicht: „Von Nichts kommt nichts.“ 
Das Referendariat lief ähnlich. Die Horror-Geschichten, die ich von anderen aus dem Referendariat hörte, trafen auf mich nicht zu. Es gab keine einzige Nacht, die ich durchmachte, meine Seminarleiter waren im Großen und Ganzen mit mir zufrieden und ich kam mit den Schüler:innen gut bis sehr gut zurecht, obschon ich in einem sogenannten „Brennpunkt“ arbeitete. Ich dachte immer, dass da noch ein „Hammer“ käme, aber ich sah eben auch nicht, welche Voraussetzungen ich mir anderen gegenüber erarbeitet hatte und wie hart ich eigentlich wirklich arbeitete. Hart zu arbeiten war ja für mich „normal“. „Und ach: das bisschen Kieferknacken, dass andere hörten, während ich aß, das war ja nichts.“ Wie gesagt: von Nichts kommt nichts!
Ich bereitete während der Seminare heimlich Unterricht vor, hatte mir schon früh im Studium eine Organisationsstruktur erarbeitet, konnte in Windeseile Materialien erstellen, da ich durch mein Hobby (ich hatte einen Internet-Blog) gut mit Photoshop umgehen konnte. Außerdem war die Aufgabe einer meiner unzähligen Jobs im Studium das Erstellen und Formatieren von Word-Dokumenten. Dennoch glaubte ich mir selbst nicht ganz, dass ich diejenige war, die wirklich diese Leistungen vollbrachte. Erst später, als ich mich mit der und auch mit meiner Psychologie auseinandersetzte, verstand ich, dass das Ganze „Impostor-Syndrom“ (Hochstapler-Syndrom) hieß und ich den tiefen, selbstwertschädigenden Glaubenssatz in mir trug: „Du bist nicht gut genug, weshalb du mehr leisten musst, um das zu kompensieren!“

Das Ding mit dem sich selbst in die Tasche lügen und dem Tracken der Arbeitszeit
Als ich dann mein Referendariat abschloss und selbstverständlich direkt eine volle Stelle annahm, arbeitete und arbeitete ich. Meine Migräne-Attacken aus dem Studium kamen zurück und ich hatte bereits verstanden: „Du musst mehr Pausen machen!“ Ich fing mehr und mehr an mir psychologisches Wissen anzueignen und hatte auch ein tolles Umfeld, das dasselbe tat. Ich bekam Unterricht mit einer vollen Stelle natürlich hin, aber merkte, dass mein Beziehungsleben stark darunter litt. Ich haderte lange mit mir selbst, ob ich überhaupt in diesem Schulsystem so weiterarbeiten wollte und machte (natürlich neben meiner vollen Stelle) im zweiten Jahr nach dem Ref eine Montessori-Ausbildung für die Sek I/II. Ich kam dann – da ich mich dort schon stark mit Persönlichkeitsentwicklung und Psychologie auseinandersetzte – auf den Trichter, dass ich doch noch Kapazitäten hätte anderen Menschen zu erzählen, wie wichtig Lehrer:innengesundheit sei, dass Pausen wichtig seien, jedoch gönnte ich mir solche Pausen nicht so richtig. Ich nahm nebenbei auch noch Zusatzaufgaben an und engagierte mich schulpolitisch und gewerkschaftlich. Zeit für eine Partner:innenschaft? Hatte ich nicht. Man musste langfristig Termine mit mir ausmachen, um mich überhaupt zu sehen. Ich log mir sozusagen selbst in die Tasche. Zu dem Zeitpunkt trackte ich bereits meine Arbeitszeit mit einer App. Ich wusste durch das ganze Psychologie-Wissen, das ich mir mal ganz nebenbei neben der vollen Stelle angeeignet hatte, sowie durch eigene Erfahrungswerte, dass das Gehirn sich an ein hohes Arbeitspensum gewöhnt und dann ein geringeres Arbeitspensum als „Pause“ erachtet. Bei mir war eine 40-Stunden-Woche zu dem Zeitpunkt ein geringes Arbeitspensum. Ich wusste natürlich, dass das Arbeitspensum in den ersten Jahren etwas stärker ausfiel, da man sich ja alles neu erarbeiten musste und die Lernkurve nach dem Referendariat noch exponentiell anstieg. Doch Hunderte von „Überstunden“ auf meinem Arbeitskonto und Wochen, in denen ich etwa 75 Stunden arbeitete, also zwei volle Jobs machte, waren dann doch etwas viel. Das sah ich ein.

Das Ding mit der Annahme: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung 
Ich war zu dem Zeitpunkt einer 75-Stunden-Woche jedoch noch nicht bereit meine Stelle zu reduzieren. Die Entscheidung fiel erst nach einem sehr schmerzhaften Prozess und einem Gefühl der vollkommenen Überforderung. Ich musste erst in einer Woche in der Musik-Abend war, Tag der offenen Tür, Notenschluss und fünf Klassenkonferenzen auf einmal heulend nach Hause kommen und mich fragen wie ich das nun schaffen und diese Woche überstehen solle. Erst dann war ich bereit den Teilzeitantrag auszufüllen. Man sagt in der Psychologie auch, dass der Leidensdruck hoch genug sein muss, damit man Entscheidungen trifft und Konsequenzen zieht und der Mensch entweder durch Freude oder eben durch Schmerz lernt. Hierüber habe ich bereits in anderen Artikeln berichtet. Das Lernen aus Schmerz und Krisen, gepaart mit einem hohen Leidensdruck traf definitiv auch auf mich zu.
Zum einen wollte ich aus meiner Prägung/meinen Glaubenssätzen heraus (Du musst leisten, um gut genug und geliebt zu sein; von Nichts kommt nichts usw.) meine Stelle nicht reduzieren. Ich identifizierte mich natürlich mit meinem Job und steigerte durch berufliche Erfolgserlebnisse meinen Selbstwert, anstatt diesen aus mir selbst heraus zu nähren. Ich hatte ja außerdem auch vorher bereits Dinge geschafft. Das schaffte ich doch dann auch noch locker. Tja. Pustekuchen.
Zum anderen wollte ich aufgrund von monetären Gründen meine Stelle nicht reduzieren. Die Argumentation ist denke ich klar: warum soll ich meine Stelle reduzieren, wenn ich weniger Geld erhalte? Ein Job sollte eigentlich so gestrickt sein, dass man ihn mit vollem Pensum ausüben kann ohne in eine Burnout-Spirale zu geraten und eben auch noch dieses sogenannte Privatleben hat (wie auch immer das aussehen mag). Dass man als Lehrer:in in diesem System jedoch ausgebeutet wird und dort systemische Stellschrauben gedreht werden sollten, viele Menschen eben auch toxische Schulleitungen haben (so wie ich damals eine hatte), die dir den Eindruck vermitteln, dass du nicht gut genug bist, wenn du deine Stelle reduzierst oder dir eben dann noch Extra-Aufgaben aufdrücken, und man einen ziemlich starken Willen, einen hohen Selbstwert, den man ggf. erst (wieder) aufbauen muss, eine hohe Fähigkeit sich anderen gegenüber abzugrenzen, habe ich damals nicht ganz so gesehen.
Was man sich so alles erzählt.

Ich hatte damals bereits einen starken Willen, war Gewerkschafts-Kontaktfrau, außerdem schulpolitisch aktiv und kannte eine Menge Leute, die mir hätten helfen können, wenn meine Schulleitung mir ggf. Aufgaben aufdrückte oder unangemessene Sprüche drückte. Mein Schulleiter wusste aus vorherigen Erfahrungen mit mir, dass ich da sehr konsequent sein kann, gut vernetzt bin und war dementsprechend vorsichtig, da ich meine Rechte (auch zum Thema Teilzeit und Arbeitsrecht) sehr gut kannte. Dieses Wissen hat aber eben nicht jede:r. Nicht-Wissen kann ggf. dazu beitragen, dass man sich vielleicht nicht traut die Stelle zu reduzieren. Es besteht möglicherweise die Angst – je nachdem an welchem Arbeitsplatz man arbeitet und welche Atmosphäre dort herrscht – alleine zu sein und gegen die Ansprüche des/der Vorgesetzten nicht anzukommen.
Letztlich gestand ich mir in dem Schmerz also ein: du musst etwas ändern! Ich füllte weinend, überfordert und vollkommen am Ende den Teilzeit aus und reduzierte meine Stelle von 26 auf 20 Stunden zum neuen Schuljahr. Das war auch monetär ein fairer Kompromiss für mich.

Mein Tipp: Eine Pause machen, um die Gedanken zu fokussieren und die eigenen inneren Antreiber kennenlernen
Ich beschloss erst einmal – und den Tipp kann ich auch dir geben – meine Stelle zu reduzieren und ein Jahr für mich zu schauen wie sich 20 Stunden anfühlen. Komme ich mit dem Arbeitspensum klar? Brauche ich weniger? Kann ich Aufgaben abgeben oder reiße ich diese noch immer an mich? Ich wollte mir Zeit nehmen meine Gedanken zu fokussieren und an mir und meinen inneren Burnout-Antreibern arbeiten (einen Burnout-Antreiber-Test haben wir übrigens für dich im Materialbereich). Kurz zur Wiederholung: die inneren Antreiber sind Prägungen, die dich antreiben, um etwas zu leisten. Ein Artikel hierzu findest du hier: klick
Ich wusste natürlich, dass dieses Verhalten neben dem allgemeinen Arbeitspensum auch teils an mir und meinen Ansprüchen lag und ich lernen musste mich besser abzugrenzen, denn in diesem ausbeuterischen Schulsystem übernimmt kaum eine:r diese Verantwortung für dich. Ich hatte also bereits verstanden, dass ich diejenige war, die an mir arbeiten musste, damit es mir gut geht und ich nicht zu den 30 % der Lehrer:innen gehörte, die in einem Burnout landen. Wie gesagt: das System übernimmt die Verantwortung ja nicht für mich. Ich entschloss meinen Fokus auf mein Privatleben zu legen und das Thema „Partner:innenschaft“ konkret anzugehen. Ich hatte also Konsequenzen aus meinem Schmerz gezogen.
Zwei Wochen nach der Entscheidung sind dann auch Dinge passiert, die sehr gut zu dieser Entscheidung passten: ich verliebte mich und ich bekam von der Schulleitung die Nachricht, dass ich zwei Stunden im Überhang sei. Ich musste also das kommende Halbjahr zwei Stunden weniger unterrichten. Bis zum nächsten Schuljahr mit den geplanten 20 Stunden war es ja noch ein bisschen hin.
Ich merkte im ersten Reduktionsjahr wie sehr mir diese Pause gefehlt hatte. Ich trackte konsequent meine Stunden weiter, trug sie fleißig in meine App ein und konnte mich somit selbst durch diese externe Kontroll-Instanz ertappen, wenn ich deutlich über meinem Pensum arbeitete. Dies gefiel mir am Anfang gar nicht, da ich wieder lernen musste mit dieser freien Zeit umzugehen, diese entweder sinnvoll zu füllen oder eben mal gar nicht zu füllen.

Und hiermit will ich dir klar zeigen: du kannst natürlich deine Stelle reduzieren, aber du solltest dir dann eben ganz klar machen, dass du auch in einer Reduktion deiner Stunden nicht in die Falle tappst wieder zu viel zu arbeiten oder deine Zeit zu kompensieren. Hiervon wird immer wieder berichtet, dass Menschen bei weniger Gehalt so viel arbeiten wie mit einer vollen Stelle. Sie gestalten dann vielleicht ihre Unterrichtsmaterialien „perfekt“ (innerer Antreiber: ich muss perfekt sein) und über nehmen in der freien Zeit zusätzliche Aufgaben, um anderen vielleicht nicht vor den Kopf zu stoßen, da sie ja jetzt „Zeit und Kapazitäten“ haben, die andere mit einer vollen Stelle eben nicht haben (innerer Antreiber: ich muss gefallen). Dieses Verhalten sollte man reflektieren und sich dann eben selbst ertappen. Dies war aber auch bei mir ein Entwicklungsprozess.

Mein Tipp: vernetze dich und steigere deinen Selbstwert!
Ich hatte oben schon geschrieben, dass mir sehr stark geholfen hat, dass ich mit anderen Lehrer:innen in der GEW, durch Twitter oder eben schulpolitisch in Berlin vernetzt war. Ich kannte meine Rechte, kannte die Frauenvertreterin gut und wusste, dass bei uns ein Teilzeit-Konzept fehlte, das der Schulleiter damals massiv verhinderte (was widerrechtlich war). Hierdurch hatte ich für mich bereits ein Fundament auf dem ich baute und eine Position von der ich aus argumentierte. Häufig sind in einem System, das nicht darauf ausgelegt ist, wohlwollend mit der Arbeitskraft von Menschen umzugehen, auch Führungspersonen zu finden, die dieses System auch noch untermauern. In dem Buch „Du bist Gift für mich – Wie du lernst aus toxischen Beziehungsmustern auszubrechen und wieder lernst dich selbst zu lieben“ sowie auf ihrem Instagram-Kanal beschreibt Tara-Louise Wittwer wie Gaslighting, Mobbing oder Belittling (Herabsetzen) funktioniert und häufig Führungspersonen Menschen verunsichern, um sie mit Gesprächsmechanismen klein zu halten. Auch Sätze wie „Naja, da müssen Sie halt durch.“, „Das haben wir schon immer so gemacht.“, „Ich finde Sie übertreiben und sind ziemlich empfindlich.“, „Sie haben ja keine Kinder und können ja eben den Job noch eben machen.“, gehören zu einer toxischen Gesprächskultur am Arbeitsplatz und produzieren ein falsches Anspruchsdenken. Häufig fühlen sich Menschen alleine und trauen sich nicht – aufgrund von fehlendem Selbstwert – Dinge konkret beim/bei der Vorgesetzten anzusprechen. (1,2) Hierbei hilft es sich zu vernetzen. Auch hierzu habe ich bereits einen Artikel verfasst (klick)! Vernetzung mit Menschen, die dasselbe Problem haben, kann eben helfen „nicht alleine da durchzumüssen“. Es gibt ja nicht umsonst den Spruch: gemeinsam ist man stark!

Ich schrieb gerade bereits vom Selbstwert! Ja, alles steht und fällt mit dem eigenen Selbstwert. Auch deine Abgrenzungsfähigkeit. Hierbei musst du dich mit deinen Glaubenssätzen und inneren Programmen auseinandersetzen. Was Glaubenssätze sind, habe ich hier erklärt: klick
Warum möchtest du ggf. anderen Gefallen und übernimmst die Aufgabe, obschon diese gar nicht so gut für dich ist oder nicht angemessen entlohnt wird? Warum scheust du dich vor einem Konflikt mit dem/der Kolleg:in oder dem/der Vorgesetzten? Hast du Angst abgelehnt zu werden oder, dass eine schlechte Stimmung im Kollegium herrschen wird, weil ja andere auch so viel übernehmen? 
Vielleicht haben aber genau diese Kolleg:innen eine fehlende Abgrenzungsfähigkeit und haben sich eben nicht mit ihrem eigenen Wert auseinandergesetzt. Die Psychologin Stefanie Stahl sagt dazu, dass Menschen, die ggf. diesen Konflikt nicht eingehen Angst haben abgelehnt zu werden, denn der Mensch möchte einer Gruppe zugehörig sein. Er hat zwei verschiedene Grundtendenzen, Bindung und Autonomie, zwischen denen er pendelt. Beides sollte im Optimalfall ausgewogen sein. Menschen, die ggf. diese negativen Gefühle, die durch Ablehnung innerhalb der Gruppe geschehen können, nicht aushalten können und eher "harmonisch" und "ausgleichend" agieren, haben ihre Ausrichtung auf der Bindungsseite, jedoch zu Lasten der eigenen Autonomie. Sie wollen sich selbst schützen, um weiter von der Gruppe angenommen zu bleiben. Dieses Verhalten ist stark mit den eigenen Glaubenssätzen verknüpft, die bereits in der Kindheit geprägt worden sind. Häufig haben Menschen, die auf der Seite der Bindung sind, den Kontakt zu sich und den eigenen Bedürfnissen verloren. Sie sind dann eher auf bei den Bedürfnissen und Wünschen der anderen und müssen lernen sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse wieder spüren zu lernen. (3)

Auch ich musste mich mit meinen Glaubenssätzen auseinandersetzen und tat dies in diesem Prozess. Ich ertappe mich immer wieder, wenn mich jemand fragte, ob ich gerne diese Aufgabe übernehmen möchte und antworte nun freundlich, dass ich gerne etwas Bedenkzeit brauche. Vor 1,5 Jahren wurde ich gefragt, ob ich die stellvertretende Schulleitungsposition übernehmen wolle. Ich bat auch hier um Bedenkzeit und spürte in mich hinein. Ich war sehr geschmeichelt und hätte in dem Moment sofort ja gesagt. Ich fragte mich aber – da ich dieses Verhalten von mir kannte – aus welcher Motivation heraus ich diesen Job annehmen würde. Da ich den Glaubenssatz habe „Du musst etwas leisten, um geliebt zu werden“ und ich merkte, dass ich diesen Job eigentlich eher aus einer Motivation heraus anderen gefallen zu wollen, annehmen würde, lehnte ich letztlich das Angebot ab.

Konklusion
Für mich hat die Reduktion dazu geführt, dass ich lernte mich selbst besser zu spüren und genau hinzuhören bzw. hinzufühlen, was nun letztlich MEINE Bedürfnisse sind. Mich zu ertappen, wenn ich anderen gefallen will und in alte Muster zurückfalle. Jedoch ist das ein Prozess. Vielleicht sogar ein lebenslanger. 
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft und auch Freude bei diesem Prozess. Es ist immer schön sich besser kennenzulernen. Dadurch wird man auch für andere greifbarer.

Quellen
(1) T.-L. WITTWER, Du bist Gift für mich – Wie du lernst aus toxischen Beziehungsmustern auszubrechen und wieder lernst dich selbst zu lieben, mvg Verlag.
(2) Instagram-Kanal von Tara-Louise Wittwer: https://instagram.com/wastarasagt?utm_medium=copy_link
(3) S. STAHL: Leben kann so einfach sein – so stärken Sie ihr Selbstwertgefühl, Ellert und Richter 2016.