Was ist eigentlich Persönlichkeit - Teil 2
Carolin • 4. März 2021
Die "Big Five"
In unserem ersten Artikel, der sich um Persönlichkeit dreht (klick hier), haben wir eine kleine Einführung gegeben, warum es überhaupt interessant ist sich damit zu beschäftigen. Jetzt gehts an "Eingemachte"!
Die „Big Five“
Grundsätzlich hat die psychologische Forschung fünf Wesenszüge eines Menschen ausgemacht, die von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt und im Laufe des Lebens wandelbar sind. Sie verändern sich jedoch nicht so stark wie andere Wesenszüge, sind aber auch nicht starr. Auch diese kannst du beeinflussen und sogar ändern. Vorausgesetzt du willst das überhaupt. Du bist dabei immer ein Mix aus allen fünf Faktoren. Aber nun die „Big Five“ nach H. J. Eysenck kurz erklärt (4/5/6)
- Extraversion vs. Introversion : Extravertiertheit zeichnet sich meist dadurch aus, dass der Mensch „gesellig, herzlich, fröhlich, aktiv und/oder erlebenshungrig, aber auch durchsetzungsfähig“ (4) ist. Introvertierte Menschen sind hingegen eher still und zurückhaltend. Häufig setzt man Introversion mit Schüchternheit gleich. Das muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein. Ich beispielsweise bin eher introvertiert. Schüchtern bin ich aber keineswegs. Ich mag es nicht in großen Gruppen unter Menschen zu sein und Referate haben mir in der Schule immer riesige Probleme bereitet. Nach jahrelangem Training (in der Uni bleibt einem ja auch nichts anderes übrig) kann ich nun gut vor Menschen sprechen und habe schon vor einem überfüllten Hörsaal vor hunderten von Menschen Vorträge gehalten. Ohne mich schlecht zu fühlen. Menschen, die mich nicht so gut kennen, würden wahrscheinlich nicht vermuten, dass ich eigentlich eher introvertiert bin, da ich mich nach außen in vielen Situationen anders gebe und mich häufig aus meiner Comfort-Zone heraus begebe, also gelernt habe mit mir selbst umzugehen.
- Neurotizismus : Dieser Persönlichkeitszug wird auch häufig mit der psychischen bzw. emotionalen Stabilität eines Menschen gleichgesetzt. „Personen mit hohen Neurotizismuswerten empfinden häufig emotionale Instabilität und negative Emotionen.“ (4) Haben wir also hohe Neurotizismuswerte, reagieren wir in Situationen, in denen andere diese vielleicht ganz locker nehmen eher depressiv, impulsiv, reizbar, ängstlich oder gehemmt. Dieser Persönlichkeitszug beschreibt auch die Stressresistenz. Aber auch die kann man stärken (Dazu gibt es wunderbare Podcasts. Hach.)! Diese Menschen haben häufig einen großen Wunsch nach Stabilität und Sicherheit (Dieser Zug tritt besonders häufig bei LehrerInnen auf, da sich diese schon allein durch die Möglichkeit verbeamtet zu werden, einen sehr sicheren Beruf aussuchen (8/9).
- Verträglichkeit oder auch Anpassungsbereitschaft: Menschen mit einem hohen Verträglichkeitswert sind bereit sich anzupassen. Sie sind hilfsbereit, freundlich und mitfühlend, bescheiden und vertrauensvoll. Rücksichtslosere Menschen haben einen niedrigen Verträglichkeitswert.
- Gewissenhaftigkeit : Ich glaube selbst von mir, dass mein Gewissenhaftigkeitswert das Maximum des Möglichen erreicht. Haha. Er bildet ab, wie organisiert jemand ist und ob er/sie diszipliniert und strebsam ist, sowie ein großes Durchhaltevermögen sowie ein Pflichtbewusstsein aufweist. Es zeichnet ebenfalls aus, wie ordnungsliebend jemand ist. Ohjemine. Ertappt. Ich hab mein „Ordnungsnazitum“ aber schon deutlich minimiert, den Drang strebsam sein zu müssen teils bearbeitet und hab auch nicht mehr ganz so hohe Ansprüche an mich und mein Außen. Das hat mich in den letzten Jahren sehr entspannt.
- Offenheit: Offenheit ist – wie auch Introversion/Extraversion – ein allgemein bekanntes Persönlichkeitsmerkmal und beschreibt die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Menschen, neuen Ideen, Fantasien, ästhetischen Experimenten, Normen und Werten. „Offene Menschen schätzen kulturelle und intellektuelle Anregungen, weniger offene halten lieber am Gewohnten fest.“ Hast du geringere Offenheitswerte, neigst du also eher zu Vorurteilen, so die Theorie. (4)
Ein paar Fragen an dich selbst
Du kannst gerne mal einen der zahlreichen Test machen, um deine Persönlichkeit besser einschätzen zu können (z.B. den hier) oder dir auch einfach mal folgende Fragen stellen: (7)
- In welcher Situation handele ich gewissenhaft?
- Was bringt mich häufig auf die Palme?
- Wann bin ich offen? In welchen Situationen bin ich vielleicht eher zurückhaltend?
- Bin ich gerne unter Menschen? Wenn nein, warum nicht?
- Reagiere ich häufig aggressiv oder launisch, wenn Schülerinnen und Schüler mich reizen oder bin ich die Ruhe selbst?
- In welchen Situationen bin ich unsicher? In welchen Situationen habe ich Angst? Ist meine Angst begründet oder woher kommt diese Angst? Bin ich häufig nervös oder unsicher? Wenn ja, in welchen Situationen?
- Meckere ich häufig über andere (ganz heißes LehrerInnen-Thema)? Verurteile ich Menschen, weil sie nicht so sind oder nicht so handeln wie ich? Wenn ja, woher kommt das?
- Bin ich stressresistent oder bin ich schnell aus der Ruhe zu bringen?
- Kann ich es auf den Tod nicht ausstehen, wenn jemand etwas liegen lässt und würde ich dies dann bitte gerne sofort weggeräumt wissen? Oder bin ich Typ Chaos, der/die alles liegen lässt? Wie fühle ich mich wenn sich so reagiere? Woher kommt mein Verhalten? Wer hat dies geprägt?
Quellen:
(4) J. SPECHT, Kann ich mich ändern? , in: Psychologie Heute, S. 20-27, 07/2018; J. SPECHT, Charakterfrage. Wer wir sind und wie wir uns verändern, Rowohlt Verlag, 2018 .
(5) E. ARNDT, Arbeiten Sie an Ihrer LP! – Bedeutung und Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit , In: Das Ich zwischen Persönlichkeitsentwicklung und Lebenskunst, 23. Jahrgang, Seite 32–40, Psychosozial-Verlag 2/ 2009 .
(6) https://www.123test.de/das-personlichkeitsmodell-der-big-five/ (letzter Zugriff: 05.08.18)
(7) https://www.123test.de/personlichkeitstest/ (letzter Zugriff: 05.08.18)
(8) M. ECKERT, B. SIELAND, Psychologie der Lehrerpersönlichkeit, in: M.K.W. SCHWEER, (Hrsg.), Lehrer‐Schüler‐Interaktion, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2016 .
(9) G. ZEHETNER, E. BOXHOFER, Die Wahrnehmung von Lehrer/-innenkompetenzen im Kontext von Neugierde, Belastung und Persönlichkeitsmerkmalen , in: Pädagogische Horizonte, 2(1), Linz 2018 .