Was ist ein Selbstbild

Carolin • 6. März 2021

Dynamisches vs. statisches Selbstbild

Eine kurze Vorüberlegung:
Bevor man sich das Thema Selbstbild ansieht, sollte man dies mit Wesenszügen der Menschen in Verbindung bringen. Grundsätzlich hat die psychologische Forschung fünf Wesenszüge eines Menschen ausgemacht, die von Person von Person unterschiedlich stark ausgeprägt sind und im Laufe des Lebens wandelbar sind. Sie verändern sich jedoch nicht so stark wie andere Wesenszüge, sind aber auch nicht starr. Diese können beeinflusst oder sogar verändert werden, vorausgesetzt die einzelne Person möchte dies. Der Mensch ist immer ein Mix der fünf Faktoren nach H. J. Eysenck: 1) 1. Extraversion vs. Introversion 2) Neurotizismus 3) Verträglichkeit 4) Gewissenhaftigkeit und 5) Offenheit. 

95 % unserer Handlungen laufen unterbewusst ab und die gilt es zu erkennen
Wir haben ein inneres Programm nach dem wir funktionieren, welches aber auch änderbar ist. Es bestimmt das sogenannte Selbstbild und die damit verbundene subjektive Wahrnehmung. Die subjektive Wahrnehmung bestimmt wie ich äußere Reize, Situationen und mein Denken bzw. mich selbst wahrnehme. In der Psychologie wird dies als sog. Unterbewusstsein klassifiziert. Es ist Teil unserer Prägung, die wir teils in der Kindheit erhielten (auch Prägungen in späteren Lebensphasen sind selbstverständlich möglich). In der Psychologie wird häufig von dem inneren Kind geredet, da insbesondere in den ersten sechs Lebensjahren unsere Überzeugungen und unser Verhalten geprägt wurden. Das Hirn, das zunächst erst zu 25 % ausgebildet ist, bekommt sozusagen sein Programm in den ersten sechs Lebensjahren aufgespielt, was sich auf unser Verhalten im Erwachsenenalter massiv auswirkt, wenn man sich diese Verhaltensweisen nicht bewusst macht und daran arbeitet diese zu ändern. Wir verhalten uns somit häufig konform zu unseren Prägungen oder Gewohnheiten, wenn wir diese nicht reflektieren. Man muss sich die Prägung wie ein Trampelpfad vorstellen, der je nach Gewohnheit breiter oder weniger Breit ausgebildet ist. Man muss also – wenn man an sich arbeiten will – die Grasnarbe immer weiter zu einem Rasen zusammenwachsen lassen, bis wieder ein Rasen entsteht. Im Fachjargon wird dies Neuroplastizität genannt. Aus den Prägungen oder den Erfahrungen, die wir im Leben machen entstehen sog. Glaubenssätze, die uns – bei negativen Glaubenssätzen – ggf. daran hindern unser Potential zu entfalten und als Menschen zu wachsen, denn sie wirken sich auf unsere Selbst-motivation und auf unsere Handlungsfähigkeit aus. Mit einem negativen Selbstwert ist es schwierig sich re¬alistisch einzuschätzen, da der Mensch ggf. den Eindruck hat nicht zu genügen oder etwas nicht zu können, also „so zu sein, wie man es ihm vorher immer und immer wieder gesagt hat“ (neuroplastische Nervenbahn, die hier geknüpft wurde). Bei Menschen mit einem zumeist negativen Selbstbild ist der innere Monolog, also die Gedanken, die wir den ganzen Tag über denken und wie wir mit uns reden, eher negativ geprägt. Beim inneren Monolog wird in der Psychologie auch häufig von dem sog. inneren Kritiker geredet.

Dynamisches vs. Statisches Selbstbild
Grundsätzlich kann man zwischen einem statischen und einem und einem dynamischen Selbstbild unter¬scheiden. Menschen mit einem statischen Selbstbild nehmen ihr Äußeres eher negativ wahr bzw. befinden sich selbst in einer eher opfer¬haften Position, da sie der Meinung sind, dass ihre persönlichen Eigenschaften festgesetzt und nicht wandelbar sind. Wenn ihnen etwas nicht gelingt, wobei sie immer das höchste Maß an Perfektion anstreben, um ggf. ihren eigen gesetz-ten negativen Wert auszugleichen, halten das Nicht-Gelingen als Beweis für die eigene Unfähigkeit. Das Klammern an Gewohntem dient ihnen dabei als Schutzstrategie, um selbst den schmerzhaften Prozess des Wachstums zu vermeiden. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild denken, dass ihre Eigenschaften ausbaufähig sind, wobei sie eine gesunde Fehlerkultur besitzen. Fehler werden nicht als existentielle Rückschläge gesehen und im Vorfeld versucht zu vermeiden, sondern sie motivieren zu wachsen und eigene Grenzen zu überwinden, um den eigenen Veränderungsprozess voran zu bringen. Menschen mit einem statischen Selbstwert müssen sehr stark motiviert werden und müssen zunächst in die Ausgangslage eines Menschen mit einem dynamischen Selbstbildes gemacht werden. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild können jedoch direkt in die Selbstverantwortung gehen und können dazu motiviert werden die eigenen Glaubenssätze zu überarbeiten und durch Methoden wie den inneren Monolog zu überwachen und verändern, zu einem Wachstumsprozess angeregt werden. 

Quellen:
 (1) J. SPECHT, Kann ich mich ändern?, in: Psychologie Heute, S. 20-27, 07/2018; J. SPECHT, Charakterfrage. Wer wir sind und wie wir uns verändern, Rowohlt Verlag, 2018.
(2)  S. STAHL, Das innere Kind in dir muss Heimat finden, Das Kind in dir muss Heimat finden: Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme, Kailash 2015.
(3) https://online-psychology.net/der-innere-kritiker-wie-sie-ihn-loswerden/ letzter Zugriff: 30.03.20