Ziele der Woche und der Gewohnheitstracker 

Carolin • 4. März 2021

Durch Visualisierung Ziele erreichen

Das erste Jahr Klassenleitung

Seit Schuljahresbeginn habe ich nun meine erste eigene Klasse. Da ich nicht wollte, dass mich zu Beginn des Schuljahres eine Welle von Arbeit überrollt (was bisher immer der Fall war), nahm ich, zu der Zeit als andere langsam in den Ferienmodus drifteten, nochmals die letzte Energie zusammen und erstellte Materialien für meine Klasse. Unter anderem einen Gewohnheitstracker bzw. die sogenannten Ziele der Woche (die Materialien stehen für dich übrigens zum Download bereit).

Die wissenschaftliche Theorie und ein paar Beispiele aus meiner Jugend:

Ich beschäftige mich ja schon länger mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung und ließ mich von der Art und Weise Gewohnheiten zu ändern inspirieren. Wissenschaftler fanden heraus, dass man im Durchschnitt 66 Tage benötigt (das sind ungefähr 1000 Handlungen), um eine Gewohnheit zu ändern. Kinder ändern Gewohnheiten automatisch, ohne wirklich zu hinterfragen, ob ihre Handlung funktionieren wird. Wenn sie z.B. laufen lernen wissen sie automatisch, dass sie dies irgendwann können, ohne jemals ein negatives Mindset zu entwickeln. Das negative Mindset und das Hinterfragen kommt später erst mit unserem Bewusstsein oder wenn wir von außen eingeredet bekommen, es nicht zu schaffen. Auch Jugendliche tragen diese kindliche Unbeschwertheit noch in sich. Das kann ich an zwei Geschichten aus meiner Kindheit verdeutlichen. Ich habe zum einen meine Schrift in meiner Schulzeit so lange geändert, bis mir meine Schrift gefiel. Ich habe Buchstaben so lange versucht in mein Schriftbild zu integrieren, bis das A so aussah, wie ich mir das vorstellte. Ich hab das nie hinterfragt, ob das wirklich klappt. Ich habe es einfach geändert, weil ich wusste, dass es sich irgendwann ändern wird. Zum anderen komme ich aus einer bildungsfernen Schicht (Mutter Näherin/Papa Polier). Ich selbst hatte aber immer Probleme mit meinem Wortschatz wie auch mit meinem Satzbau, was sich lange bis hin in mein Studium zog. Dies ergab sich aus dem bildungsfernen Satzbau und Wortschatz im Elternhaus. Ich selbst immer Ziele und für mich war bereits in der ersten Klasse klar, dass ich aufs Gymnasium gehe und studiere (fragt mich nicht, woher das kam). Ich bekam, da ich laut Aussage meiner Grundschullehrerin zu langsam schreibe, nur eine Realschulempfehlung (meine Eltern konnten das mit Ihren Möglichkeiten gar nicht hinterfragen und sich dagegen aussprechen). Ich ließ mich in der vierten Klasse nur darauf ein die Realschule zu besuchen, da mir versichert wurde, dass ich auch danach noch mein Abi machen könne. Ich arbeitete immer auf dieses Ziel hin und mir war vollkommen klar dieses erreichen zu können, wenn ich nur an mir arbeitete. Auch habe ich meine Sprachprobleme aufgelöst und korrigiere mittlerweile Master- und Doktorarbeiten (Kommasetzung ist dennoch nicht der coole Shit, mit dem ich mich befassen möchte. Das mache ich immer intuitiv :D. Irgendwann vielleicht. Also verzeiht, wenn das ein oder andere Komma falsch ist :D).

Heutzutage weiß ich, dass diese Form der Zielsetzung (Ziel vor Augen haben und dieses positiv besetzen) Visualisierung genannt wird. Selbstverständlich reicht die Methode Visualisierung nicht aus, um ein Ziel zu erreichen. Dafür muss man selbst ins Handeln kommen. Dennoch ist es möglich Ziele durch Visualisierung zu erreichen und zwar bei allen Menschen. Auch Schülerinnen und Schüler können Gewohnheiten ändern und Ziele setzen. Es ist motivierend die Gewohnheiten über ein Halbjahr sichtbar aufzuhängen und sein erreichtes Ziel am Ende jeder Woche abhaken zu können. Man sieht automatisch im Verlauf der Wochen, ob man die Ziele, die man sich selbst steckte, erreicht hat oder nicht. Der Vergleich mit der Peer Group ist in der Sekundarstufe I noch besonders hoch. Daher sehen die einzelnen SchülerInnen auch, ob die Anderen ihre Ziele erreicht haben oder nicht. Dies kann einzelne Personen möglicherweise noch mehr motivieren ihr Ziel zu erreichen (klar. Das Ganze kann genauso gut demotivieren, wenn man diese Ziele nicht erreicht). Nur wenige meiner Schülerinnen kommen wohlsituierten, bildungsnahen Familien (z.B. Arzt/Juristen etc.), in der Deutsch Muttersprache ist. Daher haben viele in meiner Klasse Probleme (obschon ich am Gymnasium arbeite) den gestellten Anforderungen gerecht zu werden, Aufgaben zu durchdringen oder mit dem Stoff hinterherzukommen, da sie - ähnlich wie bei mir damals - mehr für ihr Ziel arbeiten müssen, als andere, die bessere Vorraussetzungen aufweisen.

Was ich mir vorher überlegte:

Ich wählte Ziele aus, die meine SchülerInnen in der 9. Klasse betreffen (Klassenzusammenhalt, Lernstrukturierung, Klassenraumordnung, Praktikum in der 9. Klasse). Jede(r) von der SchülerInnen sollte seine drei Klammern jeweils an ein Ziel pinnen, welches er/sie erreichen will und am Ende der Woche in der Liste „abhaken“. Man kann sich folgende Fragen stellen: 1. Wie macht sie ihren SchülerInnen klar, dass das Ganze sinnvoll ist und dazu beitragen kann, die eigenen Ziele zu formulieren und anhand von Persönlichkeitsentwicklung Ziele zu erreichen? 2. Werden überhaupt alle SchülerInnen durchhalten jede Woche ein Ziel zu formulieren?

Also ich hab ihnen am ersten Tag erklärt, dass das Ganze eine Visualisierungsmethode ist und hab ihnen etwas von Neuroplastizität und NLP erzählt. Das fanden sie äußerst spannend. Ich habe gesagt, dass das Ganze freiwillig ist. Nach der Stunde bin ich zwei Stunden aus der Klasse, nach zwei Stunden wiedergekommen und restlos ALLE haben sich eigenständig Ziele gesetzt. Das war beeindruckend. Ich will das im Rahmen des Ethikunterrichts (Thema Glück und Zufriedenheit) noch stärker einbinden und das Ganze tiefer thematisieren. Meine Erwartung ist aber nicht, dass alle diesen Gewohnheitstracker annehmen und dies für sich selbst als Tool nutzen. Es soll ja ein Tool FÜR und nicht GEGEN die SchülerInnen sein.

Wie du das Ganze umsetzt:

Ich habe die Zielkarten, die Tabelle, sowie die Sprechblase mit Pages (so etwas wie Word für Mac) erstellt, druckte alle Dateien farbig aus und schnitt die Zielkarten zurecht. Diese klebte ich wiederum auf zwei A3-Blätter, schnitt sie auf ein schmaleres Format und ließ die Blätter im Copy Shop laminieren. Die laminierten Folien klebte ich jeweils wieder auf eine Kapa-Platte, die zur Stabilisierung dienen sollte. Die Ziele der Woche wurden jeweils mit zwei magnetischen Klemmhaltern oben und unten an meinen Metallschrank in der Klasse aufgehängt. Hier können die Schülerinnen und Schüler eigenständig ihre Wäscheklammern umpinnen.

Die Sprechblase „Ziele der Woche“ druckte ich aus, schnitt sie zurecht und laminierte sie mit einem A4-Laminiergerät. Ich klebte auf die Rückseite Klebemagnete.

Den Gewohnheitstracker druckte ich ebenfalls in Farbe aus, laminierte ihn (damit die SchülerInnen dort ihren Namen eintragen können) und nutzte hier einen Starkmagneten, da die Klebemagneten beim Schreiben nerven und beim Schreiben und Eintragen zu schwach sind.

Nochmals für dich zusammengefasst/was du brauchst:


  • A4-Farbdrucker Drucker und Laminergerät
  • A3 Laminiergerät (plus Folien)
  • A3 Papier
  • Schneidemaschine/Schere
  • Sprühkleber und Klebestift
  • Kapa-Platte (oder Korkwand/feste Pappe zur Verstärkung)
  • Wäscheklammern
  • Schwarzen Marker
  • Magnetischer Klemmhalter oder andere Halterung

Viel Spaß beim Laminieren, Kleben und/oder Schneiden!

Die drei Dateien findest du in der Materialbörse . Dafür klicke hier (klick).